- Ursachen im Überblick – woran liegt’s?
- Symptome erkennen: So signalisiert dein Pferd, dass etwas nicht stimmt
- Die Kunst der Entlastung: Wie eine gute Sattelunterlage dem Pferderücken hilft
- Nicht jede Unterlage ist ein Segen: Darauf solltest du bei der Auswahl achten
- Der Weg zum gesunden Pferderücken: Prävention und clevere Lösungen
- Ein kleiner Schritt für dich, ein großer Unterschied für dein Pferd
Hand aufs Herz: Dieses feine Zögern beim Satteln, der etwas unruhige Schritt, wenn wir uns in den Sattel schwingen, oder vielleicht sogar diese verräterischen Abdrücke im Fell nach dem Reiten – als Pferdemenschen haben wir ja oft sensible Antennen dafür, wenn unseren Vierbeinern etwas Unbehagen bereitet. Druckstellen durch den Sattel oder unpassendes Zubehör sind leider keine Seltenheit und können das Wohlbefinden und die Freude an der Bewegung unserer Pferde ganz schön trüben. Aber – und das ist die gute Nachricht – mit dem nötigen Wissen und der passenden Ausrüstung können wir oft einen großen Unterschied machen und für spürbare Erleichterung sorgen.
Wenn du also besser verstehen möchtest, wie Druckstellen überhaupt entstehen und welche Rolle eine klug gewählte Sattelunterlage dabei spielt, den Pferderücken effektiv zu schützen, dann bist du hier genau richtig. Es geht darum, die Grundlagen der Druckverteilung zu verstehen und ein Gespür dafür zu entwickeln, worauf es wirklich ankommt – für dein Pferd und für dich als Reiter oder Reiterin. Denn eines ist klar: Ein entspannter, gesunder Pferderücken ist die Basis für harmonisches Reiten und eine vertrauensvolle Partnerschaft.
Lass uns gemeinsam einen ersten Blick darauf werfen, welche Eigenschaften bei der Wahl einer Sattelunterlage den entscheidenden Unterschied machen können – eine noch detailliertere Entdeckungsreise wartet dann in unserem weiterführenden Ratgeber „Der große Materialvergleich für Sattelunterlagen“ auf dich.
Ursachen im Überblick – woran liegt’s?
Wenn wir von Druckstellen sprechen, meinen wir die Bereiche auf dem Pferderücken, die durch ungleichmäßigen oder zu hohen Druck von Sattel oder Zubehör überlastet werden. Das reicht von leichten Irritationen bis hin zu schmerzhaften Entzündungen und sogar Gewebeschäden – nichts, was wir unseren Pferden zumuten möchten. Die Ursachen dafür sind meist ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren:
1. Ein unpassender Sattel
Das ist wohl der Klassiker. Ein Sattel, der zu eng oder zu weit ist, nicht zur individuellen Rückenform passt, dessen Polsterung ungleichmäßig ist, der brückt (also nur vorne und hinten aufliegt und in der Mitte schwebt) oder kippt – all das sind häufige Verursacher. Auch Sättel, die die Bewegungsfreiheit der Schulter oder der Lendenwirbelsäule einschränken, können Probleme machen.
2. Die falsche oder schlecht sitzende Sattelunterlage
Manchmal liegt es nicht (nur) am Sattel, sondern an der Unterlage. Eine zu dünne, zu dicke, rutschende oder unpassend geformte Unterlage kann den Druck nicht optimal verteilen – oder sogar selbst neue Druckpunkte verursachen. Auch das Material und die Verarbeitung spielen eine entscheidende Rolle.
3. Reiterliche Einflüsse
Auch wir im Sattel können unbewusst zu Problemen beitragen. Ein unausbalancierter Sitz, ein im Verhältnis zur Auflagefläche zu hohes Gewicht oder ruckartige Bewegungen erhöhen den punktuellen Druck auf den Pferderücken und können auf Dauer schmerzen.
4. Schmutz, Schweiß und fehlende Pflege
Klingt banal, ist aber wichtig. Schmutz, Schweißreste oder verklebte Haare unter dem Sattel oder auf der Unterlage wirken wie feines Schmirgelpapier. Sie reizen die Haut und machen sie anfälliger für Druckstellen – deshalb ist Sauberkeit keine Kleinigkeit, sondern ein echter Schutzfaktor.
Veränderungen beim Pferd: Unsere Pferde sind ja nicht aus Stein. Muskelaufbau oder -abbau, Gewichtsschwankungen oder altersbedingte Veränderungen der Rückenlinie können dazu führen, dass ein Sattel, der mal super gepasst hat, plötzlich drückt.
Symptome erkennen: So signalisiert dein Pferd, dass etwas nicht stimmt
Pferde sind oft wahre Meister im Verbergen von Schmerzen, aber es gibt feine und auch deutlichere Signale, bei denen bei uns die Alarmglocken schrillen sollten:
- Frühe Warnsignale (oft die kleinen Dinge, auf die es ankommt):
- Unwillen oder Abwehrreaktionen beim Putzen der Sattellage, beim Satteln oder Angurten. Vielleicht ein Anlegen der Ohren, ein leichtes Zähneknirschen?
- Ein ungleichmäßiges Schweißbild nach der Arbeit – trockene Stellen, wo eigentlich Schweiß sein sollte, sind ein Alarmsignal für konstanten Druck und mangelnde Durchblutung.
- Veränderungen im Gangbild, Taktunreinheiten oder eine spürbar fehlende Losgelassenheit. Das Pferd fühlt sich einfach nicht rund an.
- Aufgescheuerte oder abgebrochene Haare in der Sattellage.
- Deutliche Anzeichen (hier ist wirklich Handlungsbedarf):
- Schwellungen, eine deutlich spürbare Wärme oder Verhärtungen im Bereich der Sattellage.
- Sichtbare Druckstellen, manchmal sogar mit weißen Haaren – das ist ein Indiz für eine dauerhafte Schädigung der Haarpigmentierung durch chronischen Druck.
- Schmerzreaktionen, wenn man die betroffenen Stellen berührt.
- Offene Stellen oder Hautabschürfungen.
- Langfristige Folgen bei Nichtbeachtung (das wollen wir unbedingt vermeiden):
- Muskelatrophie (also Muskelschwund) in den betroffenen Bereichen.
- Chronische Schmerzen und Verspannungen, die sich auf den gesamten Bewegungsapparat auswirken können – wie ein Dominoeffekt.
- Verhaltensprobleme unter dem Sattel oder sogar schon im täglichen Umgang.
- Eine deutliche und oft unerklärliche Leistungsminderung.
Als aufmerksame Reiterinnen und Reiter liegt es in unserer Verantwortung, diese Signale frühzeitig zu erkennen und dann auch wirklich zu handeln. Lieber einmal zu viel geschaut als einmal zu wenig.
Die Kunst der Entlastung: Wie eine gute Sattelunterlage dem Pferderücken hilft
Eine Sattelunterlage ist so viel mehr als nur ein hübsches Stück Stoff oder ein modisches Accessoire. Richtig ausgewählt, erfüllt sie ganz entscheidende Funktionen, um den Pferderücken aktiv zu schützen:
- Grundprinzipien der Druckverteilung: Stell dir vor, das Gewicht von Sattel und Reiterin oder Reiter lastet auf dem Rücken. Eine Hauptaufgabe der Sattelunterlage ist es nun, dieses Gewicht gleichmäßiger über eine möglichst große Fläche zu verteilen. So werden punktuelle Druckspitzen, die schnell zu Beschwerden führen können, effektiv reduziert. Studien deuten übrigens darauf hin, dass hochwertige Sattelpads die Druckspitzen um mindestens 25 Prozent verringern können – das ist schon eine Hausnummer.
- Stoßabsorption und Polsterung: Jede Bewegung, sei es vom Pferd oder von uns im Sattel, erzeugt Stöße, die auf den Pferderücken übertragen werden. Eine gute Unterlage wirkt hier wie ein kleiner Stoßdämpfer, puffert diese Bewegungen ab und schont so Muskulatur und Wirbelsäule.
- Reduzierung von Reibung und Scherkräften: Auch kleinste Bewegungen zwischen Sattel, Unterlage und Pferderücken können zu Reibung führen. Hochwertige Materialien und eine optimale Passform der Unterlage minimieren diese Reibung und beugen so Hautirritationen vor.
- Die Bedeutung von Atmungsaktivität und Feuchtigkeitsmanagement: Unter dem Sattel kann es ganz schön warm und feucht werden – das kennen wir ja. Atmungsaktive Materialien, die Schweiß effektiv vom Pferdekörper wegleiten, sorgen für ein angenehmeres Klima, verhindern Hitzestau und senken das Risiko von Hautproblemen.
Nicht jede Unterlage ist ein Segen: Darauf solltest du bei der Auswahl achten
Der Markt für Sattelunterlagen ist riesig, und da verliert man schnell mal den Überblick. Nicht jedes Produkt hält, was es verspricht. Ein paar wichtige Aspekte solltest du deshalb unbedingt im Blick haben:
Kurzer Überblick: Die entscheidende Rolle der Materialeigenschaften

Filzschabracken
Die Fähigkeit einer Sattelunterlage, Druck zu verteilen und Stöße zu absorbieren, hängt ganz maßgeblich vom verwendeten Material ab.
Beispiel Memory-Schaum: Dieses Material ist genial, weil es sich wunderbar der Form des Pferderückens und des Sattels anpasst und so den Druck sehr gleichmäßig verteilen kann.
Beispiel Gel-Pads: Sie sind dafür bekannt, punktuellen Druck effektiv zu dämpfen und Stöße besonders gut zu absorbieren – echte kleine Kraftpakete.
Beispiel Naturmaterialien wie Wolle (z. B. Lammfell) oder Filz: Diese Klassiker bieten oft eine hervorragende natürliche Druckverteilung, sind super atmungsaktiv und können Feuchtigkeit exzellent regulieren. Echter Wollfilz beispielsweise passt sich gut an und federt Stöße zuverlässig ab. Die spezifischen Vor- und Nachteile der verschiedenen Materialien sind wirklich vielschichtig und verdienen einen genaueren Blick – da steckt oft mehr dahinter, als man denkt.
Passform der Unterlage zum Sattel und Pferd
Die Unterlage muss groß genug sein, um den gesamten Sattel abzudecken, ohne aber unter dem Sattelblatt unschön hervorzuquellen oder nervige Falten zu werfen. Sie sollte der Rückenlinie des Pferdes harmonisch folgen und – ganz wichtig – im Bereich des Widerrists und der Wirbelsäule ausreichend Freiheit gewähren (Stichwort: Wirbelsäulenkanal freihalten).
Anti-Rutsch Eigenschaften
Eine verrutschende Unterlage ist nicht nur lästig, sondern kann auch Reibung verursachen und den Sattel in eine ungünstige Position bringen. Viele moderne Unterlagen haben zum Glück spezielle Anti-Rutsch-Beschichtungen oder Materialien, die hier Abhilfe schaffen.
Dicke der Unterlage: Mehr ist nicht immer besser
Eine sehr dicke Unterlage kann einen ohnehin schon eher knapp sitzenden Sattel noch enger machen und so neue Druckprobleme schaffen. Zwar hat eine Schweizer Studie gezeigt, dass dickere Unterlagen unter bestimmten Umständen den Druck sehr gut reduzieren können, das gilt jedoch vor allem für moderne Sättel mit genügend Wirbelsäulenfreiheit und bei Verwendung spezieller, gut konzipierter Materialien. Hier ist also wirklich Fingerspitzengefühl gefragt und nicht einfach „viel hilft viel“.
Ganz wichtig, und das kann man nicht oft genug sagen:
Eine Sattelunterlage kann einen fundamental schlecht passenden Sattel niemals korrigieren. Sie kann kleinere Unebenheiten ausgleichen oder den Komfort verbessern, ja. Aber die Basis muss immer ein professionell angepasster, gut sitzender Sattel sein. Alles andere ist nur Herumdoktern an Symptomen.
Der Weg zum gesunden Pferderücken: Prävention und clevere Lösungen
Ein gesunder Pferderücken ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis von aufmerksamer Pflege und proaktivem Handeln. Und das Schöne ist: Wir können viel dafür tun!
- Regelmäßige Sattelkontrolle durch Fachpersonal
Das ist das A und O. Lass die Passform deines Sattels mindestens einmal jährlich – bei jungen Pferden im Wachstum oder Pferden im intensiven Training auch häufiger – von einem qualifizierten Sattler oder einer Sattlerin überprüfen. Das ist wirklich gut investiertes Geld. - Die richtige Wahl der Sattelunterlage
Nimm dir die Zeit, die passende Unterlage für dein Pferd, deinen Sattel und deine Reitweise auszuwählen. Denk an die oben genannten Aspekte und informiere dich gründlich über die Eigenschaften verschiedener Materialien. - Korrekte Nutzung und Pflege von Sattelunterlagen
Achte darauf, dass die Unterlage immer sauber und trocken ist, bevor du sie verwendest. Reinige sie regelmäßig gemäß den Herstellerangaben, um Hautirritationen vorzubeugen und ihre Funktionalität langfristig zu erhalten. So hast du und dein Pferd länger Freude daran. - Was tun bei bestehenden Druckstellen?
Wenn du Anzeichen von Druckstellen bei deinem Pferd bemerkst, ist schnelles Handeln gefragt:- Gönn deinem Pferd eine Pause vom Reiten mit dem betreffenden Sattel und/oder der Unterlage, um weiteren Schaden zu vermeiden.
- Konsultiere eine Tierärztin oder einen Tierarzt, um die Schwere der Druckstellen beurteilen zu lassen und eine geeignete Behandlung einzuleiten.
- Zieh unbedingt eine Sattlerin oder einen Sattler hinzu, um die Ursache des Problems zu finden und nachhaltig zu beheben. Nur so könnt ihr das Problem wirklich an der Wurzel packen.
Ein kleiner Schritt für dich, ein großer Unterschied für dein Pferd
Die Wahl der richtigen Sattelunterlage mag auf den ersten Blick wie ein kleines Detail erscheinen, aber glaub mir, sie kann einen gewaltigen Unterschied für das Wohlbefinden und die Gesundheit deines Pferdes machen. Indem du die Prinzipien der Druckverteilung verstehst und ein Gespür dafür entwickelst, worauf es bei einer guten Unterlage ankommt, kannst du aktiv dazu beitragen, Druckstellen vorzubeugen und deinem Pferd den Komfort zu bieten, den es verdient.
Es geht hier nicht darum, die eine, universell perfekte Lösung zu finden, die für jedes Pferd und jeden Reiter passt – die gibt es nämlich nicht. Vielmehr möchten wir dich ermutigen, mit Wissen, Gefühl und einem wachen Auge die individuell beste Entscheidung für dein einzigartiges Pferd-Reiter-Paar zu treffen. Denn ein Pferd, das sich unter dem Sattel wohlfühlt, ist nicht nur leistungsbereiter, sondern auch ein glücklicherer und zufriedenerer Partner an unserer Seite. Und das ist doch das, was wir uns alle wünschen, oder? Mit der richtigen Herangehensweise und ein bisschen Aufmerksamkeit können Druckstellen wirklich bald der Vergangenheit angehören.
Hast du Fragen, bist du unsicher oder wünschst dir eine persönliche Beratung, welche Produkte aus unserem Sortiment zu dir und deinem Pferd passen könnten? Dann melde dich gerne bei uns. Wir teilen unsere Erfahrung und unser Wissen von Herzen gern mit dir und helfen dir weiter.
Um Druckstellen zu vermeiden ist eine gute Sattelunterlage unverzichtbar. Hier findest du unseren großen Materialvergleich.